Nach Österreich, Ungarn, Japan, Schweden und Holland setzt das Musical "Elisabeth" von Sylvester Levay und Michael Kunze seinen Erfolgszug nun endlich auch in Deutschland fort. Neun Jahre nach der Welturaufführung in Wien ist das Musical seit März im Essener Colosseum zu sehen. Allerdings in einer komplett neuen Inszenierung und mit einigen neuen Liedern. Auch das Bühnenbild hat sich, im Gegensatz zu Wien, fast vollständig verändert. In Essen hat man auch noch den Vorteil einer viel grösseren Bühne, wie Sandro di Sabatino, der technische Leiter, weiss:
"Wir haben einen 13 Meter im Aussendurchmesser grossen Drehring, wir haben eine Drehbühne mit fünf eingebauten Hubpodien, die hydraulisch verfahren werden, 2 Meter 30 in Höhenmetern von der Bühnennullebene, gleichzeitig können die noch einen Meter geschwenkt werden zu beiden Seiten und der Clou der ganzen Sache ist, das die Drehbühne, wie es der Name schon sagt, in der Mitte auch noch mit den Podien gedreht werden kann, so dass wir wunderbare Bühnenbilder schon von der Untermaschinerie erreichen."
(Elisabeths Bett)
420 Scheinwerfer, 55 Moving-Lights, Verfolgerspots und eine 12.000 Watt starke Scheinwerferanlage für die Schlussszene sorgen dafür, dass jeder Darsteller immer im richtigen Licht steht und auch kein Detail auf der Bühne übersehen werden kann. Absolut gigantisch wirken einige der Kulissen, die extra für die neue Inszenierung angefertigt wurden.
"Da sieht man einen sogenannten Totenhügel zum Beispiel, das ist in einer Szene, wo der Rudolph gestorben ist, das ist ne ziemlich grosse Kulisse, wo ganz viele kleine Totenschädel aufgestapelt wurden und die dann gleichzeitig in den Augen noch ein bisschen Funkeln können, das sieht ganz witzig aus, wir haben das grosse Rudolphshaus, was fast ne Tonne wiegt und wirklich manuell und mit Schwertführung reingeschoben werden muss, diverse andere Sachen, die auch hineinfahren, so wie die Feile, immer wieder ein Highlight, wenn die hydraulisch betriebene Feile von der Seite aus dem Nichts auftaucht, schön beleuchtet, hydraulisch reinfährt ganz leise und den Tod dann immer zum rechten Zeitpunkt von der Bühne bringt."
(Elisabeths Garderobe)
Fast ein ganzes Jahr dauerte der Umbau des Colosseums, das nach "Joseph" noch für ein halbes Jahr "Jesus Christ Superstar" beheimatete. Anders als beispielsweise beim "Glöckner von Notre Dame" oder auch dem "Phantom der Oper", für die extra Häuser gebaut wurden, musste man in Essen mit der vorgegeben Bühnengrösse zurechtkommen. Trotz dieser Einschränkung ist "Elisabeth" wohl das Musical mit dem grössten Technikaufwand in Deutschland und lässt sich nur mit wenigen Musicalproduktionen auf eine Ebene stellen.
"Vergleichen kann man es sicherlich mit dem "Tanz der Vampire", denk ich mal, im technischen Aufwand ist es ähnlich. Das Besondere bei "Elisabeth" ist, dass sehr viele Sachen verfahren werden, also wir sehr viele Antriebe haben, also nicht den grossen Klotz, der alleine verfahren wird, sondern sehr viele einzelne Segmente, die verfahren werden können, mit speziellen Einbauten. Es liegt so ungefähr auf dieser Ebene, bisschen mehr als "Starlight" auch auf jeden Fall, da bewegt sich ja doch nicht ganz so viel und ich würde mal sagen, auch ein Hauch mehr als "Phantom"."
(Elisabeths Perücken)
So gross die Bühne in Essen auch ist, genug Platz kann man nie haben, was der Blick hinter die Kulissen verrät. Auf der Hinterbühne und den beiden Seitenbühnen stehen dicht gedrängt die Kulissen für die Show. Tagsüber ist dort nichts los, aber kaum hat die Show begonnen, ist dort ein Gewusel und Gerenne. Und spätestens dann merkt man, dass der vorhandene Platz im Backstagebereich gerade mal so ausreicht.
"Dort finden quasi ständig Umbauten statt, da wir halt doch, obwohl wir ne grosse Bühne haben, nicht genügend Platz haben, wir haben so ein riesiges Schachbrett, das zum Beispiel sechs mal zehn Meter im Aussenumfang ist, was wir während der Vorstellung auch weghängen müssen, weil wir sonst auf der Hinterbühne keinen Platz mehr hätten, wir könnten uns nicht mehr bewegen, das riesige Rudolphhaus ist auch vom Durchmesser sieben Meter und von der Höhe auch nochmal acht Meter 50, so dass das auch ein riesiges Kulissenteil ist, das man leider nicht irgendwie zusammenklappen kann, sondern von der Statik halt ziemlich gross da steht."
(Schachbrettfiguren aus "Wir oder sie")
Der Blick aus dem Zuschauerraum auf die Bühne zeigt niemals das wirkliche Ausmass, das viele der Kulissen haben. Durch den Blickwinkel und vor allem die Beleuchtung erscheinen viele Dinge ganz anders als in Wirklichkeit. Aber wollen wir bei einer Musicalaufführung tatsächlich mit der Wirklichkeit konfrontiert werden oder lassen wir uns vielleicht doch lieber verzaubern?
(Acheilleon "Wenn ich Dein Spiegel wär") (Totenhügel)
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